Kasachische Delegation will Verband nach Vorbild der AWO gründen
Kamen / Lünen / Kreis Unna. „Demokratie fördern“, das Motto der AWO-Aktionswoche, wurde in diesen Tagen auf besondere Weise mit Leben gefüllt: 16 Politiker und Vertreter von NGO’s statteten der Kita Brausepulver in Kamen-Methler einen Besuch ab, um zu erfahren, wie die AWO UB RLE tickt, warum sie eine tragende Säule unserer Zivilgesellschaft ist, und wie das Zusammenwirken von Haupt- und Ehrenamt funktioniert.
Geschäftsführer Rainer Goepfert und Vorstandsvorsitzender Wolfram Kuschke schlüpften in die Rolle der Referenten und Moderatoren. Dass die Technik für die Simultan- Übersetzung gleich zu Beginn aussetze, entpuppte sich als Fluch und Segen zugleich. Ohne Knopf im Ohr und mit der Unterstützung der beiden ausgezeichneten Dolmetscherinnen Aliya Abzhanova und Zauresh Shutowa (Friedrich-Ebert-Stiftung) gestalteten sich die Gespräche überraschend persönlich. Die Gäste zeigten sich begeistert über die Vorträge, bedankten sich mehrfach und nutzten eifrig die Gelegenheit, Fragen zu stellen, da es vergleichsbare Konzepte wie das der AWO in dem noch jungen Staat Kasachstan nicht gibt. Von den Beitragsstrukturen der Kitas über die Frage, warum die AWO denn nicht an Gewinn-Optimierung interessiert sei bis hin zu der Frage, ob es sich bei dem AWO-Engagement nicht um Lobbyarbeit handele, der nun einmal ein Beigeschmack anhafte zeigten sich die Gäste gut vorbereitet.
„Die AWO setzt sich vehement dafür ein, dass soziale Dienstleistungen nicht privatisiert werden dürfen“, stellte Wolfram Kuschke klar. Gefragt, wie sie es schafften ehrenamtliche Kräfte zu begeistern und zu binden, berichtete Wolfram Kuschke unter anderem vom ehrenamtlichen Engagement seiner Ehefrau Vera in Lünen. Als er erwähnte,dass es in der AWO UB RLE sogar einen Single-Treff gebe, war das Gelächter groß. Oft kam es zu spontanen Zwischenrufen, die von Begeisterung und Erstaunen zeugten: „Die AWO gibt es seit 120 Jahren, welch‘ eine Tradition“, staunte ein Teilnehmer. Und fügte hinzu: „Überlegt mal, unseren Staat gibt es gerade mal 30 Jahre. Das ist so beeindruckend.“ Fritz Rebbe, Bürgermeister a.D. der Stadt Fröndenberg zeigte sich begeistert von der Veranstaltung, die er in Zusammenarbeit mit der Friedrich-Ebert-Stiftung und einiger Kooperationspartner organisiert hatte. Im Sinne von Städtepartnerschaften und weil die Gäste unter anderem so einen erfrischend unverstellten Blick auf die AWO hätten, sei es wünschenswert, den Kontakt weiter auszubauen, machten Goepfert und Kuschke deutlich, die aus der mehrstündigen Begegnung manchen Impuls mitnahmen.
Die Delegation besucht in diesen Tagen zahlreiche Institutionen in der Region, um von ihnen zu lernen und neue Ideen für die Gestaltung ihres Heimatlandes zu sammeln. Eine davon nahm am Ende der Veranstaltung sogar Gestalt an: Die Teilnehmenden luden Wolfram Kuschke und Rainer Goepfert dazu ein, eine AWO in Kasachstan zu gründen. Wenn der Vorschlag auch mit Humor aufgenommen wurde, so wollen die beiden dafür sorgen, dass die Kasachen in Kontakt zu AWO International kommen, um dort mehr darüber zu erfahren, wie sie daheim womöglich selbst einen Sozialverband gründen könnten.