Rund zwei Monate hat unsere Kita Mullewapp auf Spielzeug in der Einrichtung verzichtet. Gemeinsam mit den Kindern und Familien hat man sich auf diese Zeit eingestellt. Im vorfeld zu diesem Projekt haben u.a. Infoabende für die Eltern stattgeufnden. So konnten Fragen geklärt werden und auf Wünsche eingegangen werden.
Die Eltern brachten sich ein, indem sie Alltags- und Naturmaterialien, wie Joghurtbecher, Kartonagen, Papierrollen oder Stoffreste spendeten. Auch die Kinder wurden in die Vorbereitung miteingebunden, indem sie im Vorfeld während des Morgenkreises zusammen entschieden, wo das Spielzeug „Urlaub“ machen würde. Sie entschieden sich für einen Bauernhof. Auch das Transportmittel bestimmten sie zusammen. Ihre Entscheidung fiel auf das "Auto". Also wurde ein großes Auto aus Pappe angefertigt, das im Flur in Höhe der Kinder platziert wurde. Dort wurden die Spielzeuge dann nach und nach auf die Reise geschickt. Einige Materialien, die für das zweckgebundene Spiel genutzt werden können, sind aber die ganze Zeit über in den Gruppen geblieben. Um die Kinder auf die Spielzeugfreie Zeit vorzubereiten, übten alle Beteiligten intensiv das Grenzen setzen und einhalten, indem wir sie an die „Nein, Stopp“- Regel erinnerten und diese übten.
Anders als im gewohnten Alltag, sollten die Kinder ihre Kreativität auf andere Weisen kennenlernen und erproben können; so reagierten sie in den ersten Tagen und Wochen überrascht, als die Fachkräfte sie nicht aufhielten, wenn sie die Möbel in ihr Spiel integrierten. Sie stapelten Stühle, reihten sie aneinander, verschoben Möbel, kletterten auf Tische und Schränke. Schnell gewöhnten sich die Kinder der Kita Mullewapp daran, sich ganz frei in der gesamten Kita aufzuhalten, viel zu rennen und auch in den Gruppenräumen laut zu toben. Der Flur verwandelte sich bald mit Hilfe der Erzieher-Stühle zu einer Rennbahn und in beiden Gruppen wurden verschiedene Konstruktionen aus Tischen, Stühlen, Matten und Decken gebaut. Es gab Türme, von denen mit Hilfe von Matten hinuntergesprungen wurde oder Häuser und Hindernisse, die errichtet wurden.
Ab der Hälfte des Projektes (nach der 4. Woche), stellte das Team immer mal wieder Alltagsmaterialien, wie Kartons, Wäscheklammern, Pappröhren- und Deckel oder Polsterfolien zur Verfügung. Mit diesen entwickelten die Kinder neue Spielideen. Den Abschluss des Projektes bildete die Naturwoche. In dieser konnten die Kinder ihre Erfahrungen der „Spielzeugfreien Zeit“ nutzen, um in dem Wald und auf der Obstwiese in Rinkerode kreativ zu werden. Gesammelt und gespielt wurde mit Steinen, Stöckern und Moos.
Jede Woche konnten die Familien und Kinder ihre Ideen und Erlebnisse auf sprechenden Wänden im Flur der Einrichtung betrachten.
Während der „Spielzeugfreien Zeit“ konnten die Fachkräfte erkennen, dass die Kinder sich in ganz verschiedenen Bereichen entwickelt haben; ihre Kreativität und motorischen Fähigkeiten wurden besonders erweitert. Außerdem haben sie gelernt, sich mit sich und ihren Bedürfnissen auseinanderzusetzen und danach zu handeln.
Auch ihre Konfliktfähigkeit konnten sie durch Streitsituationen und Auseinandersetzungen erweitern und Grenzen setzen und respektieren lernen. Zudem gingen die Kinder in einen intensiven Austausch untereinander, entwickelten neue Spielpartnerschaften, da nun ein engerer Kontakt der Kinder der U3- und Ü3- Gruppe stattfand, wodurch ebenfalls ihre sprachlichen Fähigkeiten gefördert wurden. Die Kinder konnten in der Zeit des Projektes Neues über sich, die anderen Kinder und ihre Umwelt lernen. Das Team freut sich schon sehr darauf, das Projekt im kommenden Kitajahr wieder durchzuführen!