Gemeinsam statt einsam

24.07.2020

Foto oben: Einen prall gefüllten Obstkorb als kleines Dankeschön an das Team im Haus am Wald für die Arbeit in Corona-Zeiten erhält (v. r. n. l.) Einrichtungsleiter Arthur Janitzek von Geschäftsführer Rainer Goepfert und AWO-Vorstand Marc Herter; mit ihnen freut sich Fachbereichsleiter Norbert Piening. (Foto: Malte Oppermann)

 

AWO-Sommergespräch: Wie Menschen mit Behinderung und Mitarbeiter*innen im „Haus am Wald“ die Corona-Einschränkungen meistern

Hamm. – Das Haus am Wald kannte Marc Herter schon, als es noch das Waldhotel war und er mit seinen Eltern hier im Hotelrestaurant Essen ging. Aber auch die weitere Entwicklung mit Übernahme durch die Arbeiterwohlfahrt hat der stellvertretende Vorsitzende der AWO Ruhr-Lippe-Ems stets verfolgt. Heute bietet das Haus Platz für bis zu 32 Menschen mit geistiger oder Mehrfach-Behinderung, die hier in Einzelzimmern wohnen. 35 Mitarbeiter*innen sind an der Forstlandwehr 34 in der Betreuung und Pflege tätig: Heilerziehungspfleger*innen, pflegerische Fachkräfte, Erzieher*innen, hauswirtschaftliche Mitarbeitende und Assistenzkräfte.

„Das Haus am Wald ist einerseits eine ältere Immobilie mit einem großen Investitionsbedarf“, ist sich der Hammer Landtagsabgeordnete bewusst. „Andererseits ist es ein Vorteil, dass es eine relativ kleine Einheit ist – ein Plus für die Bewohner*innen, dass die Mitarbeiter*innen so zugewandt sein können. So soll es im Sinne der Inklusion mit dezentralen Wohneinheiten bei der AWO weitergehen.“

Zum Haus am Wald gehört auch eine Außenwohnung im Hammer Zentrum an der Antonistraße, die im Mai trotz der Corona-Umstände neu bezogen wurde. In der dortigen Wohngemeinschaft trainieren drei Bewohner, selbstständig zu leben. Das Ziel ist es, die Kompetenzen für das alltägliche Leben zu erwerben und schließlich, wem es möglich ist, ins Ambulant Betreute Wohnen zu wechseln. Norbert Piening, Fachbereichsleiter Eingliederungshilfe, unterstreicht: „Die Inklusion, die soziale Teilhabe ist uns wichtig: Hier haben die Menschen soziale Kontakte, hier leben sie im Hammer Zentrum mittendrin.“

Das Leben hatte sich komplett verändert

Oliver Wiegandt, stellvertretender Einrichtungsleiter und seit bemerkenswerten 23 Jahren Mitarbeiter im Haus am Wald, erzählt: „Zu Beginn der Pandemie war Beratungsarbeit an allen Ecken und Enden erforderlich. Die Menschen, die hier leben, machen das aber super – denn auch für sie hat sich das Leben ja komplett verändert wie noch nie zuvor.“ Einige Bewohner*innen mussten sich auch erst an die neuen Regeln gewöhnen – und die Mahlzeiten dann zeitweise statt im Gemeinschaftsraum im eigenen Zimmer einnehmen, weil sie sich an die zu dieser Zeit geltenden Auflagen, das Haus nicht allein verlassen zu dürfen, nicht gehalten hatten. „Diesen Umstand haben alle diese Bewohner*innen dann gut ertragen“, so Oliver Wiegandt. Natürlich waren auch Angehörige betroffen: „Es war anfangs hart, wenn jemand mit Kaffee und Kuchen vor der Tür stand – und mit Blick auf den Hygieneschutz alles wieder mitnehmen musste.“ Heute geht das wieder, und alle genießen die Lockerungen: „Wir machen ein Kurzscreening mit Fiebermessen, dann dürfen die Besucher die Bewohner*innen in ihren Zimmern besuchen“, schildert Oliver Wiegandt.

Arthur Janitzek, seit rund einem Jahr Einrichtungsleiter im Haus am Wald, berichtet; „Wir sind bisher Corona-frei geblieben, und das, obwohl die Bewohner*innen aufgrund ihres Alters in der Risikogruppe sind – ich bin den Mitarbeitenden für ihr umsichtiges Verhalten sehr dankbar.“ Der Einrichtungsleiter lobt auch die Zusammenarbeit mit der Heim-Aufsicht der Stadt Hamm: „Der Austausch in der Hochphase der Corona-Pandemie war sehr intensiv und gut.“ Auch Angehörige und gesetzliche Betreuer hätten vernünftig reagiert: „Wenn der Lockdown eben nicht nur in den Medien steht, sondern man einen persönlichen Bezug zu einem Menschen hat, der plötzlich in Quarantäne lebt, ist das noch mal was anderes.“

Mittlerweile dürfen die Angehörigen die Bewohner*innen auch wieder zu Ausflügen abholen, was das Team natürlich dokumentiert. Auch dürfen sie seit kurzem zum Beispiel am Wochenende wieder auswärts übernachten; die Verantwortung liegt hier, den aktuellen Bestimmungen entsprechend, bei den Familien. „Das entschärft die Lage im Haus auch ein wenig.“ Es gebe weiterhin volle Akzeptanz und die einhellige Bereitschaft, die notwendigen Hygienemaßnahmen mitzumachen: „Maske tragen, Abstand halten, die Hände desinfizieren: die Bewohner*innen kriegen das trotz geistiger oder psychischer Beeinträchtigung sogar alleine super hin. Und bei uns gibt es Gott sei Dank keine Verschwörungstheoretiker“, unterstreicht Arthur Janitzek.

Begleitung am Lebensende

Auch das Thema Pflege spielt im Haus am Wald aufgrund des hohen Altersdurchschnitts der Bewohner*innen eine große Rolle. „Auch Menschen mit Behinderung wollen im Alter so lange wie möglich zuhause bleiben“, sagt Rainer Goepfert. Arthur Janitzek pflichtet ihm bei und erzählt von einer Begebenheit rund um die Pflege am Lebensende: „Wir haben während des Lockdowns einen Bewohner auf seinen Wunsch hin beim Sterben begleitet.“ Der Senior hatte keine Angehörigen, dafür aber eine durchaus familiäre Anbindung ans Team: „Hier hatte er seine sozialen Beziehungen, hier war sein Zuhause“, beschreibt Arthur Janitzek, der auch berufliche Erfahrungen in der Intensivkrankenpflege hat. „Wir haben uns dann im Team zusammengesetzt. Alle waren dafür, ihn bis zum Schluss zu begleiten – gemeinsam mit dem Hausarzt und dem gesetzlichen Betreuer. „Hier bei uns hat er dann schmerzstillende Mittel erhalten und ist schließlich Ende April friedlich eingeschlafen“, so der Einrichtungsleiter. Das sei für die Mitarbeitenden eine Herausforderung, aber auch eine wertvolle Erfahrung gewesen, eine Bereicherung, die jede*n Einzelne*n weitergebracht habe.

Rainer Goepfert, Geschäftsführer der AWO Ruhr-Lippe-Ems, ist beeindruckt: „Das ist bemerkenswert – ein Stück Herzenswärme und Professionalität, auf das wir als AWO stolz sein können.“ Auch Marc Herter lobt das Team für dieses empathische Verhalten, zumal in der Krise: „Ich finde es beeindruckend, dass sich ein Team dieser Aufgabe stellt, das ist nicht selbstverständlich. Es gibt dafür nur ein Wort: Zuhause. Dass es eben keine klinische Einrichtung ist, sondern dass die Menschen am Ende des Tages in der AWO ein Zuhause haben.“

Herzblut und Engagement

Rainer Goepfert erläutert das Ziel der Sommergespräche: „Wir wollen wissen: Was sind die Themen, mit denen Sie sich vor Ort auseinandersetzen? Wo drückt der Schuh? Wie können wir unterstützen, damit Sie eine bessere Arbeit machen können?“ Der Geschäftsführer bekennt: „Die Eingliederungshilfe für Menschen mit Handicap ist ein sehr wichtiges Feld, wir werden uns hier weiter engagieren. Ich bin beeindruckt und spüre, mit wieviel Herzblut und Engagement die Mitarbeitenden dabei sind. Wir haben hier ein tolles, junges und motiviertes Team mit hohem fachlichen Anspruch, das den Bewohner*innen Teilhabe ermöglichen will.“

Marc Herter blickt schließlich nach vorne: „Ich finde es toll, wie Sie durch die Krise steuern. Dadurch dass die Nachverfolgung im Haus am Wald immer gewährleistet ist, sichern wir die niedrigen Corona-Fallzahlen.“ Und schließt mit einem bildhaften Appell: „Auf dass der unsichtbare Gürtel der Fallzahlen eng geschnallt bleibe – alles mit dem Ziel, das Haus nicht wieder schließen zu müssen.“

Weitere Informationen über das Haus am Wald:
www.awo-rle.de/haus-am-wald

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Haus am Wald der AWO an der Forstlandwehr in Hamm bietet bis zu 32 Menschen mit Behinderung ein Zuhause.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Freizeitaktivitäten sind Teil der individuellen Betreuung im Haus am Wald.

 

Das Fernweh ist in Corona-Zeiten natürlich besonders groß.

 

Arthur Janitzek
Einrichtungsleitung Haus am Wald

Weitere Nachrichten

Meldung vom 23.09.2024
Unser Unterbezirksvorsitzender Oliver Kaczmarek hat dem Kreisverband Warendorf einen besuch abgestattet. Gemeinsam tauschten sie sich zu aktuellen gesellschaftlichen und politischen Themen aus. Dabei wurde klar: Die Zusammenarbeit zwischen dem Kreisverband und dem Unterbezirk soll weiter ausgebaut und gefestigt werden. weiterlesen
Meldung vom 22.09.2024
Die Seniorenmesse in der Kamener Stadthalle zog am gestrigen Sonntag viele Besucher und Besucherinnen an. Der ausrichtende Stadtseniorenring hatte 36 Aussteller aus den Bereichen Gesundheit und Pflege, etliche Vereine, Verbände und Institutionen für eine Teilnahme gewinnen können. Polizei und Feuerwehr waren ebenfalls anwesend und gaben wichtige Informationen für Sicherheit und Kriminalität gegenüber Senioren im Alltag.weiterlesen
Meldung vom 19.09.2024
Anlässlich des Weltkindertages haben sich unsere sieben Kamener Kitas auf den Weg gemacht und über Wochen und Monate hinweg ein Schaufenster in der Kamener Innenstadt gestaltet. Dazu haben sie sich im Vorfeld mit dem Thema "Kinderrechte" auseinander gesetzt und verschiedene Projekte und Aktionen durchgeführt. Das Fachberatungsteam konnte dank der Vermittlung der Stadt Kamen, ein leer stehendes Schaufenster in der Innenstadt nutzen, um die Arbeit der Kitas zu dem Thema zu präsentieren.weiterlesen
Meldung vom 18.09.2024
Michael Thews MdB ist regelmäßig zu Gast in unserer Kita "Haus der kleinen Racker". Bei seinem Besuch in der vergangenen Woche überraschte er die Einrichtung mit einem digitalen Mikroskop als Zeichen seiner Anerkennung und Unterstützung im Bereich MINT. Das "Haus der kleinen Racker" ist als MINT Kita zertifiziert und freut sich natürlich sehr über das neue Geschenk und den regelmäßigen Austausch mit dem Bundestagsabgeordneten. Zur Unterstützung dieser besonderen Förderung hat Michael Thews für die Kinder eine Box voll mit Becherlupen mitgebracht, die vom Lippeverband gespendet wurden.weiterlesen
Meldung vom 18.09.2024
Sie hatten sich spontan bei der Aktion "Extra-Pause" der Antenne Unna beworben. Umso größer war die Freude, als die Nachricht kam, dass sie gewonnen haben. Die Rede vom Team der Tagespflege Lippeaue in Lünen. "Ich habe das bei Antenne Unna gehört und dachte da können wir uns auch bewerben", erzählt uns Melanie im Gespräch. Um Punkt 9:30 Uhr kam dann das Team der Antenne Unna und bereitete alles vor. Gemeinsam mit den Tagespflege-Gästen haben die Mitarbeitenden dann das herrliche Frühtsück genießen können.weiterlesen
Meldung vom 16.09.2024
Die Woche vom 16.9-20.9 nutzen die verschiedenen Migrationsdienste auch in diesem Jahr dazu, um auf ihre wichtige und wertvolle Arbeit aufmerksam zu machen. Immer wieder müssen sie um die Weiterfinanzierung ihrer Projekte bangen. weiterlesen
Meldung vom 12.09.2024
Gemeinsam haben sich unser Tochterunternehmen, die Bildung+Lernen und unser Bereich Gesundheit und Teilhabe an der Jobmesse im Signal Iduna Park beteiligt. Zusammen mit zahlreichen Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Unterbezirken und unserem Bezirksverband Westliches Westfalen, haben sie zahlreicheGespräche mit Interessierten geführt und ihnen die Vielfältigkeit bei der AWO Ruhr-Lippe-Ems in Bezug auf Ausbildung und Jobmöglichkeiten erläutert.  weiterlesen
Meldung vom 11.09.2024
Was machen die Erzieher eigentlich so den ganzen Tag? Wie sieht die Ausbildung aus? Was für Möglichkeiten habe ich nach der Ausbildung und wie sieht der Alltag aus? Diese und viele weitere Fragen haben die Kolleg*innen unseres Familienzentrums "Auf dem Mühlenberg" in Fröndenberg auf der Ausbildungsmesse der örtlichen Gesamtschule allen Interessierten nährgebracht. Danke an das Team vor Ort für euren Einsatz. Vielleicht dürfen wir ja im nächsten Jahr Schüler*innen zum Ausbildungsstart bei uns begrüßen. weiterlesen
Meldung vom 01.09.2024
Was lange währt, wird endlich gut. So auch die diesjährige Ausgabe der Biker-Tour. Nachdem der erste Termin wetterbedingt abgesagt wurde, war die Prognose für den Nachholtermin umso besser. Rund 30 Biker*innen machten sich am frühen Sonntagmorgen bei bestem Wetter gemeinsam auf den Weg Richtung Ibbenbüren. Dort besuchten sie das örtliche Motorradmuseum. anschließend machten Sie sich gemeinsam wieder auf den Heimweg.  weiterlesen
Meldung vom 30.08.2024
6.000 Läuferinnen und Läufer aufgeteilt in 320 Teams sorgten am 29.8 wieder für großartige Stimmung beim AOK Firmenlauf in Hamm. Wir als AWO RLE waren auch wieder mit rund 75 Kolleginnen und Kollgen vor Ort und sind gemeinsam ins Ziel eingelaufen. Herzlichen Glückwunsch an alle die die 5,5 Kilometer lange Strecke gemeistert haben, super Leistung!  weiterlesen