Die AWO fordert zum Internationalen Tag für die Beseitigung der Armut, am 17. Oktober die Folgen der Pandemiebekämpfung für arme Kinder und Jugendliche stärker in den Blick zu nehmen. Diese Forderung ist das Resultat einer Streitschrift, die das Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik (ISS) veröffentlicht hat. Die These des 19-seitigen Papiers: Vor allem arme und sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche werden bisher nicht ausreichend von den Corona-Hilfen erreicht.
Gleich zu Beginn kritisiert die Streitschrift, dass alle unbestritten notwendigen Maßnahmen der Pandemiebekämpfung aus der Perspektive von Erwachsenen getroffen werden und die Bedürfnisse junger Menschen nicht genug Beachtung finden. Viele Angebote der Offenen Kinder- und Jugendarbeit kamen in der Folge des Lockdowns zum Erliegen. KITAS und Schulen gehen in Notbetrieb. Das Fehlen außerfamiliärer Sozialkontakte wirkt sich auf die Entwicklung junger Menschen negativ aus. Wie stark jedes einzelne Kind hierdurch konkret belastet wird, ist abhängig von der ökonomischen und der Wohnraumsituation Situation der Familie.
Während des Lockdowns wurde „Homeschooling“ für alle Kinder und Jugendlichen zur Pflicht. Die Finanzierung für das benötigte Equipment, wie WLAN, Laptop oder Tablet, wurde zunächst außen vor gelassen, kritisiert das ISS. Die unterschiedlichen Möglichkeiten der Begleitung durch die Eltern wurden nicht beachtet. Mit digitalem Unterricht überforderte Lehrer können Schülerinnen und Schüler mit besonderem Förderbedarf kaum erreichen. Dies benachteiligt Schülerinnen und Schüler aus ökonomisch schlechter gestellten Haushalten und schafft noch mehr Bildungsungleichheit.
Zum Schluss listet die Streitschrift unter der Überschrift „Wann kommen endlich wirksame Hilfen für die Gruppen mit dem höchsten Unterstützungsbedarf?“ eine Vielzahl detaillierter Fragen auf, die durch die politisch Verantwortlichen im Interesse armer Kinder und Jugendlicher schnell beantwortet werden müssen.
Das ISS-Streitpapier finden Sie hier.
Foto: Ralf Geithe / iStock