Frieden ist ein humanitärer Wert – ohne Frieden ist alles nichts. Es ist also gut, wenn in diesen Tagen mit Rückblenden auf die Zeit des Zweiten Weltkrieges und seine Folgen für die Menschen, die Wirtschaft, den Arbeitsmarkt und das soziale Leben in Deutschland und Europa aufmerksam gemacht wird. Genauso wichtig ist der Hinweis auf die Ursachen und die Urheber dieses Dramas, auf die Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten, auf Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus. Gerade in Zeiten eines sich ausbreitenden Rechtsradikalismus muss dieser Zusammenhang verdeutlicht werden. Es war daher schon 1985 ein gutes Zeichen, dass der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker am 40. Jahrestag „vom 8. Mai als Tag der Befreiung vom menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft“ gesprochen hat.
Für die AWO, die 1933 aufgrund des Verbots durch die Nationalsozialisten ihre soziale Arbeit und ihre Existenz einstellen musste, war der 8. Mai 1945 auch ein Tag der Befreiung, der viele engagierte Menschen motivierte, den Verband und seine Arbeit wieder in Gang zu bringen.
Krieg, Massenmord, Vertreibung und Gewalt sind an anderen Stellen noch heute an der Tagesordnung, mehr als 60 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht. Friedensarbeit ist immer auch soziale Arbeit gewesen. Das beweisen alle Wohlfahrtsverbände auch mit ihrem internationalen Einsatz zur humanitären Hilfe. AWO und AWO International fordern daher den spürbaren Ausbau dieser Arbeit und rufen auf zur internationalen Solidarität.
Es ist für uns unverständlich, dass in Zeiten der Bewältigung der weltweiten CoronaPandemie und vor dem Hintergrund des früheren und aktuellen Kriegsgeschehens ein Teil der Bundesregierung an die Finanzierung von neuen Kampfjets denkt. Kampfjets, die in der Lage sind auf deutschem Boden stationierte US-Atomwaffen zum Kampfeinsatz zu transportieren. Das ist kein Friedenszeichen – und das dafür erforderliche Geld kann viel sinnvoller in soziale Arbeit und Katastrophenhilfe investiert werden. Wir müssen gerade auch in dieser Krise Kurs halten und dem Frieden, der internationalen Solidarität und unserem Sozialstaat verpflichtet bleiben.