15 Jahre Integrationsagenturen: „Es gibt immer viel zu tun“

16.05.2022

„Es gibt immer viel zu tun“

15 Jahre Integrationsagenturen: AWO-Einrichtungsleiterin Anke Peters zieht Bilanz und zeigt mit ihren Kollegen Gesicht

 

Kreis Unna. Vor 15 Jahren sind in NRW die ersten Integrationsagenturen an den Start gegangen. Betrieben werden sie bis heute von den Spitzenverbänden der freien Wohlfahrtspflege. Insgesamt gibt es mittlerweile 214 Einrichtungen dieser Art, davon befinden sich viele in Trägerschaft der Arbeiterwohlfahrt (AWO). Im AWO-Unterbezirk Ruhr-Lippe-Ems sind sie an den Standorten Ahlen, Hamm und Bergkamen zu finden. Zudem ist ergänzend das KOMM AN-NRW-Programm für Flüchtlinge und Neuzugewanderte in Hamm und Bergkamen angesiedelt. Dem 15. Geburtstag der Integrationsagenturen wird gleich mit drei Veranstaltungen im AWO Unterbezirk Ruhr-Lippe-Ems Rechnung getragen: Gerade ist die Ausstellung „Beispiele erfolgreicher Integration“ in der Stadtbibliothek Bergkamen zu Ende gegangen; einen Onlineworkshop unter dem Titel „Diversitätsbewusstes Handeln und Kommunizieren - Wie geht interkulturelles Konfliktmanagement“ in Hamm haben insgesamt 19 Fachkräfte der AWO, des DRKs und weiterer Dienste aus Hamm kostenfrei genutzt; die Integrationsagentur in Ahlen hat eine Exkursion für Frauen mit Zuwanderungsgeschichte zur Gedenkstätte und zum NS-Dokumentationszentrum nach Bonn organisiert.

Im Interview zieht Anke Peters, Integrationsagentur- und Einrichtungsleitung der Migrationsdienste bei der AWO Ruhr-Lippe-Ems, Bilanz, richtet den Blick auf das Hier und Jetzt und spricht über Kommendes.

 

Nach 15 Jahren Arbeit der Integrationsagenturen, wo stehen die Integrationsagenturen heute und wie weit hat sich ihr Aufgabenfeld verändert?

Anke Peters: Das Aufgabenfeld der Integrationsagenturen ist immer noch dasselbe wie zu Beginn: wir arbeiten sozialraumorientiert, leisten Antidiskriminierungsarbeit und unterstützen die interkulturelle Öffnung von Einrichtungen und fördern das bürgerschaftliche Engagement von Menschen mit und ohne Zuwanderungsgeschichte im Bereich Integration. Das Thema Integration ist für uns nach wie vor eine Querschnitts- und Empowerment-Aufgabe. Wir unterstützen mit unseren niedrigschwelligen Angeboten die Teilhabe im Sozialraum und leisten damit auch Antidiskriminierungsarbeit. Wir führen Angebote, wie Freizeit-, Bildungs-, Kultur- und Informationsveranstaltungen zu verschiedenen Themen und für unterschiedliche Zielgruppen durch. Wir bieten auch Mediation bei Konflikten an und unterstützen die in den Quartieren agierenden Institutionen, Netzwerke, Projekte Migrant*innen-Selbstorganisationen, Vereine und Initiativen.  Hingegen ändern sich über die Jahre hinweg immer wieder die Zielgruppen. Die unterschiedlichen Erfahrungen, Migrationsanlässe und kulturellen Hintergründe erfordern entsprechend oft kurzfristig passgenaue Angebote.

 

Aktuell läuft NRW-weit eine Fotokampagne zum Thema „Integration – wir können das“, die vor allem auch online gespielt wird. Die Schwarz-Weiß-Bilder zeigen Gesichter der Migrationsdienste und in einem kurzen Statement wird deutlich, was den jeweiligen Mitarbeiter auszeichnet. Sie sind bekennender Fan der Aktion und wollen ihr zu mehr Öffentlichkeit verhelfen. Warum?

Anke Peters: Die AWO begleitet und unterstützt seit 60 Jahren die Integrationsprozesse von Zugewanderten mit viel Erfolg und einer Menge Erfahrung. Darauf bin ich als Mitarbeiterin der AWO stolz und möchte dies unterstreichen.

 

Gesicht zu zeigen und Farbe zu bekennen, öffentlich zu sein – kostet das gerade heute Mut und Überwindung? Wie erleben das Ihre Mitstreiter?

Anke Peters: Da wir alle unseren Werten verpflichtet sind, ist es selbstverständlich auch öffentlich dafür einzutreten.

 

Sie haben sich für die Formulierung „Wandert gern auf neuen Wegen zu neuen Höhen“ entschieden – ist das Bild auf Ihre Arbeit übertragbar? Oder müssen da aktuell eher viele tiefe Täler durchschritten werden?

Anke Peters: Es gibt immer viel für die Integrationsagenturen zu tun, da wir ein Einwanderungsland sind. Wir beobachten den Bedarf im Sozialraum und reagieren schnell mit Angeboten im Integrationsbereich. Das heißt wir müssen immer spontan auf neue Zielgruppen eingehen können und stets neue Herausforderungen annehmen. Ich persönlich finde dies sehr spannend und vergleiche das gerne mit meiner Leidenschaft zu wandern.

 

Unsere Gesellschaft wird internationaler, das Land befindet sich im Wandel und ein friedvolles Miteinander ist ein hartes Stück Arbeit. Die Aufgabengebiete der Integrationsagenturen wachsen, aber wie ist es um die Finanzierung der Einrichtungen bestellt?

Anke Peters: Leider ist die Finanzierung der Integrationsagenturen nicht auskömmlich. Die Fördersumme ist gedeckelt und nicht an die stetigen Tariferhöhungen angepasst. Dies führt die Träger immer wieder vor die Notwendigkeit den Eigenanteil zu erhöhen. Wir wünschen uns eine bessere personelle Ausstattung und eine höhere Refinanzierung.

 

Drehen wir die Zeit weiter – wo sehen Sie die Integrationsagenturen an ihrem 30. Geburtstag?

Anke Peters: Ich hoffe besser aufgestellt.  Denn Einwanderung gibt es immer und die Zukunft unseres Landes ist multikulturell. Um die Teilhabe der zugewanderten Menschen zu unterstützen und die Demokratie zu erhalten benötigen wir die Arbeit der Integrationsagenturen!

Weitere Nachrichten

Meldung vom 16.03.2024
Auf der Ehrenamtsbörse der Stadt Unna kamen zahlreiche Interessierte zusammen. Auch wir waren dort vertreten, um für das ehrenamtliche Engagement in unserem Verband zu werben. Ob als Lese-Oma/Opa in den Kitas und Offenen Ganztagsschulen oder als Begleiter*in für Ausflüge. Ehrenamtliches Engagement bleibt für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft ein wichtiger Bestandteil. Und dafür werben wir, eben auch auf der Ehrenamtsbörse. weiterlesen
Meldung vom 15.03.2024
Ahlen. Im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus machte unser Boot aus der Kampagne "100 Boote - 100 Millionen Menschen" Halt in Ahlen. Auf dem Marienplatz kamen die Kolleg*innen unserer Migrationsdienste mit Ahlener Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch über Flucht und Vertreibung. weiterlesen
Meldung vom 13.03.2024
Im Rahmen ihres Besuchs der Stadt Unna hat die Ministerin für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung Flucht und Integration auch Halt in unseren Kitas Rasselbande und Stadthalle-Wirbelwind gemacht. Dabei hatte sie Zeit mitgebracht, um sich mit den Anwesenden über die Situation in den Einrichtungen auszutauschen. Im Fokus standen dabei, neben der Fachkräftesituation und den verschiedenen Ausbildungsmöglichkeiten im Bereich Kindertagesbetreuung, auch die Sanierungsbedarfe vieler Einrichtungen.weiterlesen
Meldung vom 12.03.2024
Gleich zu Beginn der AWO Wochen gegen Rassismus haben unsere Migrationsdienste in Bergkaen eine Infoveranstaltung zum Thema Alltagsrassismus durchgeführt. Die Veranstaltung fand im Rahmen eines Interkulutruellen Frühstücks in der Gerhard-Hauptmann grundschule in Bergkamen statt. Menschen mit Zuwanderungsgeschichte erleben Rassismus und Diskriminierung oft schon im Alltag bsplw. bei der Wohnungs- und Arbeitssuche oder im öffentlichen Leben.weiterlesen
Meldung vom 08.03.2024
Für unsere Geschäftsführung ist es ein Zeichen der Solidarität am Weltfrauentag Blumen an unsere weiblichen Kolleginnen zu verteilen. Und die Freude darüber war groß. Leider ist die Gleichstellung von Frauen und Männern in vielen Lebensbereichen noch immer nicht konsequent umgesetzt. Zum Nachteil der Frauen. Bereits am Mittwoch hat der Equal Pay Day auf die noch immer bestehenden Verdienstunterschiede von Männern und Frauen aufmerksam gemacht.weiterlesen
Meldung vom 04.03.2024
Seit dem 01. März unterstützt Carina Röttger das Team des Bereichs Gesundheit und Teilhabe als Abteilungsleiterin. Herzlich in Empfang genommen wurde sie an ihrem ersten Tag von unserem Vorsitzenden Oliver Kaczmarek und unserem Geschäftsführer Rainer Goepfert. Carina Röttger hat langjährige Erfahrungen in dem Bereich und möchte diesem mit neuen Ideen und ihrer Erfahrung zu neuen Erfolgen verhelfen. Sie freue sich sehr auf die neue Aufgabe, betonte sie im Gespräch. Wir uns auch - herzlich willkommen im Team! weiterlesen
Meldung vom 01.03.2024
Hamm. Das Boot zur Aktion "100 Boote - 100 Millionen Menschen" steht nun in der Zentralbibliothek in Hamm. Es ist während der Öffnungszeiten noch bis einschließlich 07. März für jeden Interessierten zu erkunden:  weiterlesen
Meldung vom 29.02.2024
100 Boote – 100 Millionen Menschenweiterlesen
Meldung vom 17.02.2024
Rund 50 Delegierte kamen am Samstag, 17. Februar, in der Kamener Stadthalle zusammen, um einen neuen AWO-Unterbezirksvorstand zu wählen. Turnusmäßig wird dieser alle vier Jahre bestimmt.weiterlesen
Meldung vom 14.02.2024
Es ist so weit! Unser Geschäftsbericht über den Zeitraum 2019-2023 liegt nun vor. Von der Fusion bis zum aktuellen Tagesgeschäft beleuchten wir die Entwicklung von Verband und Unternehmen seit Gründung des AWO Unterbezirks Ruhr-Lippe-Ems. Neben Zahlen, Daten und Fakten warten auch viele spannende Entwicklungsgeschichten auf die Leserinnnen und Leser.weiterlesen