Anna von Lehmden und Heiko Sachtleber (AWO Ruhr-Lippe-Ems)
Übermittagsbetreuung soll aufgewertet werden
Hamm: Nach über 20 Jahren neue Beitragssätze in Sicht – teurer soll es nicht werden
In Hamm liegt die Mittagsbetreuung der Kinder in den Händen mehrerer Träger: - Arbeiterwohlfahrt, Friedrich-Wilhelm-Stift gGmbH und weiter. Als die Schulverwaltung im November diese Träger der Übermittagsbetreuung zu einem Qualitätsdialog einlud, waren die Akteure zunächst skeptisch.
„Nach über 20 Jahren Stillstand war die Erwartungshaltung erfahrungsgemäß gering“, erinnert sich Heiko Sachtleber, Abteilungsleitung Jugend- und Familienhilfe bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Ruhr-Lippe-Ems. Die AWO setzt an 15 von 18 Offenen Ganztagsschulen (OGS) auch die Übermittagsbetreuung in der Zeit bis ca. 13:30 Uhr um.
Das Versprechen, die Elternbeiträge für die Kindertagesbetreuung und die OGS zu senken, wurde zunächst kritisch gesehen. Denn die OGS ist wegen fehlender öffentlicher Mittel noch sehr weit von der Idealvorstellung eines qualitativ hochwertigen Erziehungs- und Bildungsangebots entfernt.
Die Träger forderten daher schon 2017 in der OGS-Kampagne der Freien Wohlfahrt landesweit die Einführung von Qualitätsstandards und ihre Refinanzierung. Die Forderung richtete sich insbesondere an das Land NRW. Das aber hat seither wenig Motivation gezeigt, die Situation für Kinder und Mitarbeiter*innen zu verbessern. Die Übermittagsbetreuung wird von Ergänzungskräften geleistet und ist im Gegensatz zur OGS ein reines zusätzliches Betreuungsangebot an ausgewählten Standorten. Die Offene Ganztagsschule ist und bleibt das Hauptangebot an Hammer Schulen. Hier erhalten Kinder eine gemeinsame Mittagsverpflegung, Unterstützung bei den Aufgaben und Aktivitäten im Nachmittagsbereich.
„Kinder sind unsere Zukunft“
Wer sich dem Motto verpflichtet fühlt, dass Kinder unsere Zukunft sind, muss entsprechend in die Kinderbetreuung investieren. Mit dieser Maßgabe gingen die Beteiligten in Hamm ans Werk. Und waren schließlich erfolgreich. Wie kam es dazu? Zuerst verständigten sich die Beteiligten über die qualitativen Anforderungen an die Betreuung. Dann vereinbarten sie, welche Anforderungen an die Mitarbeiter*innen gestellt werden sollen und welche Fortbildungen diese besuchen sollen. Erst zuletzt wurde gerechnet und verhandelt.
„Wir haben uns nichts geschenkt!“, beschreibt Anna von Lehmden, Fachbereichsleiterin Angebote an Schulen bei der AWO, die Verhandlungen, „Das Ergebnis kann sich dennoch sehen lassen.“: Allein die Übermittagsbetreuung erhält zusätzliche Zuschüsse in Höhe von über 200.000 Euro, hier wurde auch erstmalig die Randzeitenbetreuung erfasst.
Wenn das neue Gebührenmodell beschlossen wird, bedeutet das für die Eltern nicht, dass sie nun tiefer in die Tasche greifen müssen. Im Gegenteil: Eltern ohne oder mit sehr geringem Einkommen sollen beitragsfrei bleiben. Außerdem soll es gestaffelte Beiträge geben, die sich nach dem Einkommen richten – das ist nur fair.
Neben den Randzeiten haben die Beteiligten auch die Umsetzung der OGS-Ferienbetreuung und der Angebote in der Sekundarstufe besprochen und verbessert. „Ich hoffe, dass der Rat der Stadt Hamm die Anstrengungen ehrt und in seiner nächsten Sitzung grünes Licht“für die Umsetzung im nächsten Schuljahr gibt. Immerhin würden pro Jahr rund 300.000 Euro zusätzlich in die Hand genommen.“ wünscht sich Heiko Sachtleber.
Familienfreundlichkeit im Blick
Jetzt wird sich zeigen, ob sich Familienfreundlichkeit durchsetzt – nach über 20 Jahren wird es dafür endlich Zeit. Den nächsten Meilenstein haben die Träger bereits anvisiert: „Wir wollen vor Ort das Beste für die Kinder und die OGS herausholen“, verweist Anna von Lehmden auf die Forderungen der OGS-Kampagne. Vor dem Hintergrund der Einführung eines Rechtsanspruches auf einen OGS-Platz im Jahr 2025 hoffen die Träger auf eine frühe Beteiligung bei der Mitgestaltung.
Zum OGS-Angebot der AWO Ruhr-Lippe-Ems: www.awo-rle.de/Kinder-Jugend-Familie/Offene-Ganztagsschulen