Fachkräfte für die Zukunft des Kreises Unna

03.07.2020

Kreis Unna. Fachkräfte sind gesucht. Auch im Kreis Unna werden immer mehr offene Stellen gemeldet – diese sind aber immer schwieriger zu besetzen. Das Problem ist: Es fehlen die Fachkräfte. Zu diesem Thema hatte Rainer Goepfert, Geschäftsführer der AWO Ruhr-Lippe-Ems, in dieser Woche die Kamener Bürgermeisterin Elke Kappen und Martin Wiggermann, Vorsitzender des Kreisausschusses für Arbeitsmarkt und Wirtschaftsförderung, eingeladen.

Die AWO engagiert sich seit Jahren gemeinsam mit den weiteren Wohlfahrtsverbänden im Kreis Unna, um im Bereich des Sozialwesens dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Gemeinsam mit ihren drei Tochtergesellschaften beschäftigt die AWO Ruhr-Lippe-Ems rund 2.300 Mitarbeitende. Sie ist insbesondere in den Bereichen Kindertagesbetreuung, Offene Ganztagsschulen, ambulante Pflege und Betreuungs- und Wohnangebote für Menschen mit Behinderung sowie Ausbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen tätig.

Steigende Nachfrage und Ruhestand erhöhen den Druck
„Wir begegnen dem Fachkräftemangel tagtäglich“, stellt Rainer Goepfert die Situation dar. „Allein bei unseren Kindertageseinrichtungen werden in den nächsten fünf Jahren rund 80 der 830 Mitarbeiter*innen altersbedingt ausscheiden. Hier müssen wir Ersatz finden und gleichzeitig auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die neuen Einrichtungen gewinnen. Aktuell haben wir bereits 26 Stellen ausgeschrieben. Für den Ausbau in den nächsten zwei Jahren benötigen wir mindestens 30 Fachkräfte.“ Auch für den Pflegebereich zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. Der Pflegebedarfsplan des Kreises Unna weist einen zusätzlichen Bedarf von 2.200 Pflegefachkräften bis zum Jahr 2030 aus.

Neue Wege gehen
Die Gewinnung und Ausbildung ausreichend motivierter und gut qualifizierter Erzieher*innen und Pflegekräfte stellt daher für alle sozialen Dienstleister eine große Herausforderung dar. Die AWO Ruhr-Lippe-Ems geht diese aktiv an. Mit dem Start des neuen Kindergartenjahres zum 1. August wird jede der 53 Kitas in den Kreisen Unna und Warendorf sowie der Stadt Hamm mindestens einen Ausbildungsplatz haben. Dabei setzt das soziale Unternehmen auch auf neue Ausbildungsformen wie die Praxisintegrierte Ausbildung (PiA). Hier werden schulische und berufliche Ausbildung ab dem ersten Tag integriert. Die AWO zahlt eine Ausbildungsvergütung in Höhe von 1.077 Euro im ersten Ausbildungsjahr. „Unser Ziel ist es, zusätzliche Ausbildungsplätze zu schaffen und gleichzeitig neue Zielgruppen, wie zum Beispiel Quereinsteiger*innen, für die Ausbildung zu gewinnen“, erläutert Rainer Goepfert. Die AWO will zudem noch stärker die Qualifizierung und Ausbildung von Alleinerziehenden, Migrant*innen und Arbeitslosen in den Blick nehmen. „Wenn der Kreis Unna in zentralen sozialen Arbeitsfeldern zukunftsfähig bleiben will, brauchen wir gemeinsame Anstrengungen, alle Arbeitskräfte-Potenziale in der Region zu fördern“. Unterstützung erhält er von Martin Wiggermann: „Wir brauchen ein Zusammenspiel aller Akteure – der kreiseigenen Berufskollegs, der Verbände, der Bildungsträger, Verwaltungen und der Politik.“

Hinter diese Forderung stellt sich auch Elke Kappen: „Wir haben in den letzten Jahren den Aus- und Neubau der Kindertageseinrichtungen massiv vorangebracht, um den gestiegenen Betreuungsbedarf unserer Eltern in Kamen erfüllen zu können. Unsere Jüngsten sollen dadurch gut und verlässlich betreut und den Eltern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglicht werden. Dafür brauchen wir auch gut qualifiziertes Personal. Nur so bleiben wir als Stadt für Familien attraktiv.“

Attraktivität der Berufe steigern
„Im Kreis Unna fangen wir nicht bei Null an“, verweist Martin Wiggermann auf die vielfältigen arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen der letzten Jahre, die durchaus erfolgreich waren. Wiggermann zählt hierzu unter anderem die Halbierung der Jugendarbeitslosigkeit und den sozialen Arbeitsmarkt, der im Kreis Unna vorbildlich umgesetzt worden sei – gerade in Zusammenarbeit mit den Wohlfahrtsverbänden. „Unser Blick muss sich aber noch stärker auf die Ausbildung junger Menschen richten“, so Wiggermann. Für Berufe in frühkindlichen oder pflegerischen Bereichen müsse die Attraktivität gesteigert werden. „Wir müssen deutlich machen, dass das tolle Berufe in der Arbeit mit Menschen sind, mit denen man gutes Geld verdienen kann.“ Für Elke Kappen, Martin Wiggermann und Rainer Goepfert steht fest: Es muss eine gemeinsame Strategie der Verbände, der Kommunen und des Kreises Unna entwickelt werden, wie dem Fachkräftemangel begegnet werden soll. Hierzu wird es weitere Gespräche mit den Verantwortlichen im Kreis Unna geben.

Foto: Gemeinsame Haltung für mehr Fachkräfte im Kreis Unna: Elke Kappen, Martin Wiggermann (rechts) und Rainer Goepfert

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