Name: Frederik Müller
CDU / seit 2019
AWO-Mitgliedschaft: nein
Geburtsdatum: 30.12.1992
Familienstand: ledig
Wohnort: Hamm
Hobbies: Musik, Lesen, Radfahren
Wie wollen Sie als Mitglied der neuen Landesregierung eine adäquate Qualität der pädagogischen Arbeit in Kindertagesstätten sicherstellen, während es überall und speziell im Bereich der frühkindlichen Bildung an Fachkräften mangelt?
Frühkindliche Bildung ist wichtig, um mehr Bildungsgerechtigkeit zu erreichen. Die CDU-geführte Landesregierung sorgt mit dem neuen Kinderbildungsgesetz mit jährlich 1,3 Milliarden Euro dafür, die strukturelle Unterfinanzierung im System der Kindertagesbetreuung zu beenden. Um die Qualität der pädagogischen Arbeit in Kindertagesstätten sicherzustellen, haben wir bereits über 25.000 Ausbildungsplätze für Erzieherinnen und Erzieher neu geschaffen und werden ein System für Fachkräftemanagement und -gewinnung etablieren. Ich möchte, dass pädagogische Fachkräfte von administrativer Arbeit befreiet werden. Dazu soll in Abstimmung mit Trägern und Gewerkschaften ein effizientes Verwaltungsmanagement gefördert werden.
Mit welchen Maßnahmen wollen Sie den Pflegeberuf in NRW wieder attraktiver machen, um die Pflege, insbesondere ambulant, weiterhin auf einem qualitativ hohen Niveau halten zu können? Wie stehen Sie zur Pflegekammer NRW?
Der Schlüssel für eine gute Versorgung ist gut qualifiziertes Personal. Dazu braucht es eine attraktive Ausbildung und verlässliche und angemessene Arbeitsbedingungen. Deshalb hat die CDU-geführte Landesregierung einen Fonds zur Finanzierung der Pflegeausbildung in Höhe von 1,3 Milliarden Euro eingerichtet und die monatliche Schulkostenpauschale in der Pflegefachassistenz um 200 Euro auf 585 Euro angehoben. Ich setze mich für eine flächendeckende und sektorenunabhängige tarifliche Vergütung aller Pflegekräfte ein und will, dass Pflege- und Gesundheitsberufe weiter gestärkt werden. Um dies zu erreichen, setze ich mich für Informationskampagnen ein, um jungen Leuten früh Einblicke in das Berufsfeld zu ermöglichen und unterstütze den Ausbau zusätzlicher Kinderbetreuungsmöglichkeiten für in der Pflege beschäftigte Eltern, um Pflegepersonal im Beruf zu erhalten und Wiedereinstiege zu ermöglichen.
Die Errichtung einer Pflegekammer in Nordrhein-Westfalen wertet die Arbeit aller Pflegenden auf und macht sie zu Verhandlungspartnern auf Augenhöhe im Gesundheitssystem.
OGS darf keine Glücksache sein. Seit 2017 fordern die Verbände dazu ein Ausführungsgesetz. Wie wollen Sie die Regelungen zum Offenen Ganztag so gestalten, dass die Träger der Wohlfahrtspflege in die Lage versetzt werden, qualitativ hochwertige Bildungs- und Betreuungsangebote umzusetzen?
Die CDU-geführte Landesregierung hat die Plätze in der offenen Ganztagesbetreuung auf über 362.000 erhöht und investiert insgesamt fast 190 Millionen Euro zusätzlich in den Offenen Ganztag. Dies ist eine Erhöhung um rund 41 Prozent im Vergleich zur Vorgängerregierung.
Ich begrüße die Entscheidung des Bundes, einen Rechtsanspruch auf einen offenen Ganztagsplatz ab 2026 einzuführen. Für die Kommunen und das Land NRW bedeutet dies jedoch eine hohe finanzielle Belastung. Deshalb steht der Bund in der Pflicht, seinen Beitrag dauerhaft zu leisten und für einen Qualitätsstandard im Bereich des Offenen Ganztages zu sorgen. Ich werde mich dafür einsetzen, dass für einen funktionierenden Offenen Ganztag mehr pädagogisch geeignete Arbeitskräfte eingestellt werden und diese flächendeckend tariflich vergütet werden.
Ob in der Kita, beim Ausbau der OGS oder aber in der Pflege – in allen Bereichen mangelt es an Fachkräften. Warum glauben Sie, ist eine Ausbildung im sozialen Bereich für junge Menschen wenig attraktiv und was werden Sie in den kommenden Jahren daran ändern?
Als Sohn einer Sozialarbeiterin weiß ich, dass soziale Berufe oft mit vielen Herausforderungen verbunden sind. Trotzdem ist eine Ausbildung im sozialen Bereich schon jetzt für viele junge Menschen attraktiv. Denn soziale Berufe gehören zu den wachstumsstärksten Berufen. 2021 sind allein im Pflegebereich über 17.400 Auszubildende in die Ausbildung gestartet, so viele wie noch nie zuvor in Nordrhein-Westfalen. Ich begrüße, dass das Land seit 2021 übernimmt das Schulgeld für Schülerinnen und Schüler bzw. Auszubildende in Gesundheitsfachberufen zahlt und dadurch die Ausbildung attraktiver gemacht hat. Allerdings sind auch die Bedarfe an Personal massiv gestiegen: Der demografische Wandel führt zu einem steigenden Bedarf an Pflegeangeboten für ältere Menschen, der gesellschaftliche Wandel und eine sich verändernde Arbeitswelt führen zu erhöhtem Bedarf an Betreuungsangeboten für Kinder und Flucht- und Migrationsbewegungen haben zu einem Mehrbedarf an Beratungsangeboten für Flüchtlinge und Zugewanderte geführt. Deshalb brauchen wir noch mehr Personal in den sozialen Berufen. Ich mache mich für attraktivere Arbeitsbedingungen und bessere Bezahlung stark. Zudem müssen wir dringend ein System für Fachkräftemanagement und -gewinnung in den sozialen Berufen etablieren.
Welche Bedeutung messen Sie der Arbeit der Wohlfahrtsverbände bei? Wie sehen Sie in diesem Zusammenhang den Stellenwert des Subsidiaritätsprinzips?
Die Wohlfahrtsverbände sind wichtige Pfeiler unserer Gesellschaft und unseres Sozialsystems. Ob bei frühkindlicher Bildung, in der Pflege oder bei der Integration von Flüchtlingen: Mit ihrer Arbeit sind sie echte Vorbilder, die für den sozialen Zusammenhalt in Hamm und NRW unerlässlich sind. Ich bin für ein Festhalten am Subsidiaritätsprinzip, weil dadurch gesellschaftliche Herausforderungen so lebens- und praxisnah wie möglich bewältigt werden. Staatliche Ebenen oder Institutionen können dann regulativ eingreifen, wenn die Möglichkeiten des Einzelnen, einer kleineren Gruppe oder niedrigeren Hierarchie-Ebene allein nicht ausreichen, eine bestimmte Aufgabe zu lösen.