Gerechte Chancen für alle
Beratungsdienste für Menschen mit Migrations- und Fluchtgeschichte stellen am Aktionstag ihre Arbeit vor
Die aktuellen politischen Diskussionen rund um die Themen Migration und Integration drehen sich überwiegend um Abschiebungen und Grenzkontrollen. Weniger wird über die viel größere Anzahl von Zugewanderten gesprochen, die bereits berechtigterweise in Deutschland lebt – und der es die hiesigen Strukturen – vom Aufenthaltsrecht bis zu langen Wartelisten für Deutschkurse, von fehlenden Kita- und Schulplätzen bis zu bürokratischen Hürden bei der Anerkennung von Abschlüssen – nicht immer leichtmachen, ihre Potenziale in unserem Land zu entfalten, sich hier einzubringen, teilzuhaben. Dabei ist es im Interesse Deutschlands, so der einhellige Befund von Expert*innen, Teilhabemöglichkeiten für alle zu schaffen – nicht zuletzt auch im Hinblick auf den Bedarf Deutschlands an Fach- und Arbeitskräften, der ungebrochen groß ist und eher noch wächst.
Durch gute Beratung Zugewanderten schnell Zugänge ermöglichen
Eine wichtige unterstützende Struktur für das Ankommen und die Teilhabe sind die bundesgeförderten Migrationsberatungsstellen für erwachsene Zugewanderte (MBE) sowie die Jugendmigrationsdienste (JMD). Die MBE ermöglicht seit 2005 Zugewanderten ab dem 28. Lebensjahr Zugang zu Sprachkursen, Bildung und Arbeitsmarkt. Der JMD begleitet seit 2005 junge Menschen zwischen 12 und 27 Jahren im Übergang von Schule in den Beruf und fördert deren Selbstwirksamkeit und leistet in Krisenzeiten eine zentrale Unterstützung. Diese Angebote tragen maßgeblich zur Fachkräftegewinnung, zur sozialen Stabilität und zum gesellschaftlichen Zusammenhalt bei.
Gemeinsam haben sich das DRK und die AWO Ruhr-Lippe-Ems in Hamm zusammengeschlossen und anlässlich des Aktionstags MBE/JMD eine Diskussionsveranstaltung mit örtlichen Politiker*innen durchgeführt. Michael Thews MdB und Monika Simshäuser, erste Bürgermeisterin, nahmen die Einladung zum Dialog an. Mit dabei waren Ratsuchende, die über ihre Erfahrung mit den verschiedenen Beratungsstellen berichteten.
Es ist beeindruckend zu hören, was die Ratsuchenden berichten. Sergej, geflüchtet vor drei Jahren aus der Ukraine und ausgebildeter Sport- und Schwimmlehrer erzählte eindrucksvoll von seiner Geschichte. Hier angekommen, arbeitete er zunächst in einer Leiharbeitsfirma. Aufgrund seiner Schichtarbeit wurde ein dringend benötigter Deutschkurs zunächst abgesagt. Nach und nach merkte er außerdem, dass die Bedingungen, unter denen er arbeitet, nicht gut waren und entschloss sich zu kündigen. Zunächst sollte er eine Umschulung im Bereich Bäderbetrieb machen, eine Qualifikation seines bereits erfolgreichen abgeschlossenen Studiums aus der Ukraine wurde zunächst nicht vorgesehen. Durch die Unterstützung der MBE konnte er dieses Ziel jedoch erreichen und kann weiter in seinem Beruf als Schwimmlehrer arbeiten. Eine Vollzeitstelle hat er in Dortmund finden können.
Im Kreis Unna haben sich das Multikulturelle Forum, der Caritasverband für den Kreis Unna sowie die AWO-Ruhr-Lippe-Ems mit ihren verschiedenen Diensten zum Netzwerk MBE/JMD Kreis Unna zusammengeschlossen. Anlässlich des jährlichen bundesweiten Aktionstages der Beratungsstellen stellten sie ihre Arbeit vor. Mit dabei sind Ratsuchende, die über ihre Erfahrung mit den verschiedenen Beratungs-stellen berichten.
Es ist beeindruckend zu hören, was die Ratsuchenden berichten. So ist eine von ihnen seit ihrer Geburt erblindet und benötigt aufgrund dessen Unterstützung, da viele Dinge noch nicht barrierefrei sind. Aufgrund der sprachlichen Barrieren konnte ihr die Familie nicht die Unterstützung bieten, die sie benötigt. Über die Unterstützung beim Ausfüllen von Anträgen bis hin zur Korrektur von Bewerbungsunterlagen. Die gute Beratung der MBE/JMD hat es ihr ermöglicht ein Studium der Sozialpädagogik zu beginnen und erfolgreich abzuschließen. Jetzt arbeitet sie im sozialen Bereich und unterstützt selbst Menschen, die in gewissen Bereichen auf Unterstützung angewiesen sind. Und auch eine zweite Ratsuchende berichtet, wie wichtig die Beratung und die damit einhergehenden Hinweise und Unterstützung für ihre Integration gewesen sind. Beide bestätigten unabhängig voneinander, dass eine Integration, ohne die Beratung durch MBE und JMD, nicht möglich gewesen wäre, da die kulturellen und strukturellem Unterschiede zwischen den Herkunftsländern und Deutschland schlicht zu unterschiedlich seien.
Um eine gute Beratung gewährleisten zu können, muss eine auskömmliche Finanzierung gewährleistet sein:
Konkret bedeutet dies bundesweit für das Jahr 2026 für die MBE mindestens 81,5 Mio.€ und für die JMD 77 Mio.€.
Die Wirksamkeit der Arbeit der MBE bestätigt auch die unabhängige DEZIM-Evaluation. Sie verbessert prekäre Lebenslagen, unterstützt die Integration in Ausbildung- und Arbeitsmarkt. Erfahrungen aus der Arbeit der JMD bestätigen dieses ebenfalls für ihre Ratsuchenden.
